Die Grundprinzipien der Homöopathie

Das Ähnlichkeitsprinzip

Die homöopathische Therapie geht nach dem Ähnlichkeitsprinzip vor. Dies im Unterschied zur konventionellen Medizin, wo in der Regel mit Arzneien behandelt wird, die gegen bestimmte Symptome wirken (z.B. Schmerzmittel wie Ponstan® oder Rimadyl®; Antibiotika gegen Bakterien). Demgegenüber verwendet man bei einer Behandlung gemäss dem Ähnlichkeitsprinzip Medikamente, die in einer Überdosierung den Symptomen der zu therapierenden Krankheit ähnlich sind.

Das Ähnlichkeitsprinzip wird in der Medizin nicht nur in der Homöopathie verwendet, Beispiele sind

  • Schnee einreiben bei Erfrierungen
  • Behandlung der Tauchkrankheit in einer Ueberdruckkammer
  • Allergologie: Desensibilisierung
  • Die Pflanze Ephedra vulgaris führt in Ueberdosierung zu Asthmasymptomen und wird andererseits bei Asthma eingesetzt
  • Buscopan® hat Hyoscyamin als Inhaltsstoff, letzteres führt in Ueberdosierung u.a. zu Koliken. Buscopan wird bei Koliken als Arznei eingesetzt

Die Betrachtung des ganzen Patienten

Das für das Individuum passende Heilmittel sollte alle wichtigen Symptome im Arzneimittelbild haben und mit dem individuellen Tier und der individuellen Ausprägung der Krankheit möglichst gut übereinstimmen. Am wichtigsten sind dabei diejenigen Symptome die paradox sind, d.h. nicht zu einer Krankheit passen und damit die individuelle Ausprägung der Krankheit zeigen. z.B. gesteigerter Appetit bei Fieber, starker Druck bei Abszessen bessert die Schmerzen; Verhaltenssymptome und Eigenheiten im Verhalten oder Symptome die das ganze Tier betreffen.

Die Homöopathie versucht also den ganzen Patienten zu behandeln, und nicht nur einzelne Symptome. Im Verständnis der Homöopathie sind die Krankheitssymptome nur die Spitze des Eisberges. Es ist das Ziel der Homöopathie sowohl die Krankheitssymptome, als auch die Veranlagung zu bestimmten Erkrankungen zu therapieren.

Krankheit ist nicht ein körperlicher Zustand – auch kein psychischer, sondern die Summe der Symptome und der krankmachenden Disposition.


Die kleine Dosis der Arzneimittel

Da die verwendeten Arzneien teilweise stark giftig sind, experimentierte der Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann, mit verdünnten Substanzen. Nach langen Erprobungen kam er zum Schluss, dass die sogenannt potenzierte Arzneimittelform die wirksamste ist.

Einerseits konnte er die durch die Giftwirkung hervorgerufenen Symptome in abgeschwächter Form noch erkennen, zusätzlich traten aber neue, noch nicht bekannte Arzneiprüfungssymptome auf. Letztere betrafen alle Ebenen des Individuums, also sowohl die psychische wie auch die somatische.

Hahnemann entschied sich für zwei Arten der Potenzierung, die C-Potenzen (= Centesimal-Potenzen, sowie die Q-Potenzen (= LM-Potenzen = Quinquagintamillesimal-Potenzen). Bei den C-Potenzen wird bei jedem Schritt die Substanz 100 x verdünnt. Eine C 3 bedeutet somit eine Verdünnung um 100 x 100 x 100 = 1 Million. Ueblicherweise arbeitet man mit Potenzen zwischen C 6 und C 10’000.

Bei den Q-Potenzen wird zuerst eine C 3 hergestellt und dann bei jedem Schritt 50’000 x verdünnt. Die erste Stufe heisst Q 1, eine Q 3 ist demzufolge 12,5 x 10-18. Die Therapie wird mit Q 1 begonnen und der Reihe nach weitergeführt, Q 2, Q 3, Q 4 etc.

Die sogenannten D-Potenzen (Dezimal Potenzen) werden bei jedem Schritt 10 x verdünnt. Hahnemann hat diese nie verwendet, und sie werden in der klassischen Homöopathie auch nicht benutzt.

Aus diesem Grund verwenden wir bei homeopatte nur C- und Q-Potenzen. Bei diesen Arzneien ist chemisch kein Molekül mehr in der Arznei vorhanden. Die Forschung konnte den Wirkmechanismus dieser Art der Arzneimittel bisher nicht nachweisen. Anhand von Fallstudien, teilweise auch Doppelblindstudien, wurde die Wirksamkeit der homöopathischen Therapie aber bewiesen.

Die Diskussion um die Wirksamkeit entzündet sich einzig an diesem dritten Grundprinzip der Homöopathie. Sowohl das Aehnlichkeitsprinzip als auch die Behandlung des ganzen Patienten scheinen von kaum jemandem angezweifelt zu werden. Leider ist die Diskussion sehr verpolitisiert, weshalb eine sachliche Diskussion über die Kleinheit der Arzneimitteldosierung praktisch unmöglich ist.


Fallbeispiel

Ein 1-jähriger männlicher Mops kam mit der Diagnose generalisierte Demodikose. Grund für eine starke Vermehrung dieses Parasiten in der Haut von Hunden ist eine Immunschwäche. Diese parasitäre Hauterkrankung wird konventionell mit Arzneien die die Milbe Demodex canis abtöten behandelt. Leider halfen diese Medikamente hier nicht. Die schulmedizinische Prognose war deshalb hoffnungslos. Die Haut-Symptome bestanden aus einem starken Ekzem mit Juckreiz am ganzen Körper, Haarausfall, Hautrötungen sowie Krusten.

Weitere Symptome die direkt nichts mit der Hauterkrankung zu tun hatten des Hundes waren:

  • Zirka alle Monate ein akuter Schub mit 40°C Fieber, frisst dann aber trotzdem noch gut und wirkt nicht krank
  • „Nuggelet“ an der Besitzerin
  • Träumt lebhaft und lautstark; heult und winselt wie wenn er Angst hätte – v.a. beim Einschlafen
  • Versteckt sich wenn es dunkel wird
  • Seit Beginn starke Blähungen
  • Trotz der gravierenden Erkrankung ein äusserst liebenswerter und verspielter Hund
  • Die Mutter des Hundes kümmerte sich nicht um die Welpen? Aufzucht mit Ersatzmilch

Es gibt eine homöopathische Arznei, die ähnliche Symptome aufweist: China, die Rinde des südamerikanischen Chinarindenbaumes. In Ueberdosierung zeigt dieses Mittel u.a. schubweises Fieber mit erhaltenem Appetit, Angstträume beim Einschlafen, Neigung zu Blähungen, Angst vor Dunkelheit. Der Mops wurde von uns deshalb mit dieser Arznei behandelt. Seither hat er keine Hauterkrankungen mehr, keine Angst beim Einschlafen, keine Blähungen und keine Fieberschübe.

Was haben wir behandelt? Die Demodikose? Die Immunschwäche? Das Heulen beim Einschlafen? Die Angst vor Dunkelheit? Alles – also den ganzen Patienten. Die für den Patienten richtige Arznei (=Simile) ist damit diejenige, deren Symptome für den ganzen Patienten und nicht die Krankheit typisch sind.